Netiquette – Gepflogenheiten im Social Web
Die Netiquette – ein Kunstwort aus Netz und Etiquette – ist so etwas wie das ungeschriebene Gesetz des Umgangs miteinander im Internet. Der Begriff und die entsprechenden Verhaltensregeln entstanden in den Frühzeiten des Internets zur Verbesserung der Kommunikation in Foren. Heute gelten sie als plattformübergreifende allgemeine Regeln und Empfehlungen, deren Einhaltung die Online-Gemeinde selbstregulierend überwacht.
Im Umgang mit anderen Menschen im Netz unterscheiden sich die Regeln nicht viel vom höflich-respektvollen Umgang im normalen Alltag. So gilt ganz grundsätzlich, dass ein freundlicher, zuvorkommender Tonfall auch digitale Türen öffnet und den Rahmen für eine Unterhaltung setzt. Dem Gegenüber Respekt entgegenzubringen und seinen Beitrag zum Social Web – als Diskutant mit einer eigenen Meinung und als Urheber – zu würdigen, ist ein weiterer Eckpfeiler der Netiquette.
Die wichtigsten Netiquette-Regeln lauten:
- Auch auf der anderen Seite sitzt immer ein Mensch. Entsprechend höflich und respektvoll sollte die Kommunikation miteinander sein. Persönliche Angriffe, Beleidigungen, Herabsetzung anderer sowie sexistische, rassistische und fremdenfeindliche Bemerkungen sind selbstverständlich tabu.
- Bei der Sache bleiben. Diskussionen im Web haben in der Regel ein Thema, selten mehrere zugleich. Wer sich einbringt, ob kommentierend oder nur lesend, bringt dafür Zeit auf und tut dies im Hinblick auf das Thema der Diskussion – deshalb sollten Beiträge nicht abschweifen, sondern immer zur Sache beitragen.
- Sich kurz fassen. Die Kommunikation im Web kostet alle, die daran teilnehmen, Zeit. Deshalb sollte nur etwas geschrieben werden, wenn es die Diskussion weiterbringt.
- NICHT SCHREIEN. Großbuchstaben stehen im Web für Schreien. Wer zum Beispiel in Großbuchstaben twittert, schreit seine Follower an.
- Nicht wütend schreiben und kommentieren. Es wird hin und wieder Beiträge anderer geben, die einen auf die Palme bringen. Schließlich ist das Social Web ein Raum für Diskussionen und sehr konträre Meinungen. In jedem Fall sollte man dem Impuls, vor lauter Ärger sofort zu kommentieren, widerstehen. Besser man hinterfragt die Motivation und Interessenlage des Gegenübers, sammelt dann sachliche Argumente und wägt ab, ob sich der Weg ins Diskussionsgetümmel lohnt. So werden Kommentare und Beiträge vermieden, die man hinterher vielleicht bereut. Diese Regel gilt auch, wenn jemand sehr müde oder traurig ist oder Alkohol getrunken hat.
- Das „Karma“ pflegen. Im Netz gehört es zum guten Ton, eine Balance aus Geben und Nehmen zu praktizieren. Wer gibt – zum Beispiel Wissen, Ideen, Hilfe –, sammelt „Karmapunkte“. Das ist metaphorisch gemeint, verdeutlicht aber, dass man sich online die Sympathien anderer verdienen kann, wenn man etwas zur Gemeinschaft beiträgt. Das Online-„Karma“ kann in Schieflage geraten, wenn eine Person häufig fragt und so die Vorteile der Community nutzt, jedoch nur selten oder nie selbst etwas dazu beiträgt. Mit diesem Verhalten wird man mit der Zeit als opportunistisch und wenig sozial wahrgenommen.
- Zitieren und Quelle verlinken. Sich von den Texten, Bildern und Kommentaren anderer inspirieren zu lassen, ist in Ordnung, sich einfach bei anderen zu bedienen, nicht. Auch wenn etwas frei im Netz verfügbar ist, haben Urheberinnen und Urheber doch Rechte an ihren Werken (siehe dazu auch das Kapitel Rechtsfragen). Auf Quellen sollte deshalb immer verlinkt werden. Ein einfaches „Quelle: www.beispiel.de“ reicht. Bei Twitter, Facebook und Google+ geht auch ein Verweis auf die Nutzerin oder den Nutzer, über den jemand auf die Geschichte gestoßen ist.